Re: Serralada Prelitoral Catalana

Posted by: veloträumer

Re: Serralada Prelitoral Catalana - 01/01/24 05:31 PM

SeP-2023-AOC-21
Graue Kugelsteine, rote Felswunder und eine schwarze Madonna in der Muntanya de Montserrat und dem Parc Natural de Sant Llorenç del Munt i l'Obac (El Xup – Centelles)


Mit Manresa hatte ich am Vorabend die auslaufenden Pyrenäen verlassen, nach einem Tag durch ein hügeliges Zwischenbergland, dass man nicht zwingend den Pyrenäen zurechnen muss. Viele Steinplatten und lichte, hellgrüne Haine verströmten bereits eine arid-mediterrane Vegetationszone, die sich südlich von Manresa verstärkt in Szene setzt, bevor sich die Muntanya de Monterrat vor dem Auge fast wie eine Fata Morgana aufbaut. Genau genommen ist dieses so charakteristische Daumenfelsgebirge schon weit früher von verschiedenen Punkten des Pyrenäenrands zu sehen, erscheint aber aus der Ferne ganz anders als aus der Nähe. So wirkt es oft dunkel mit spitzen Zipfeln, doch sind es hellgraue Rundsteine mit teils rötlichem Schimmer, meist länglich aufgestellt oder gestapelt wie überdimensionale Hinkelsteine, aber auch kugelrunde Blöcke oder quaderartige Sockel. Die dunkle Silhouette ist eine optische Täuschung, demnach der Sonnenlauf das Gebirge nach Norden fast immer im Schatten belässt und der Betrachter ins Gegenlicht schauen muss.

[ von lh3.googleusercontent.com]

(So 24.9.) El Xup (bei Manresa) – Coll d'Arboç (276 m) – Coll de Can Maçana (717 m) – Marganell – Monestir de Montserrat (735 m) – Coll del Franc (300 m) – Monistrol de Montserrat – El Borràs – Vilar – Rellinars – Coll de l'Obac (650 m) – teils via Piste – Casa Nova de l'Obac (670 m)
56 km | 1350 Hm

El Xup ist ein typischer, eher wohlhabender Pendlerort für Manresa, schon bergauf entfernt und ländlich, u.a. von Rebenflächen umgeben. Kennzeichend fortan ist rote Erde und giftgrün kontrastierende Haine, nach Osten die agrarisch, langsam aufsteigende Ebene und nach Westen eine weite, offene Senke mit wiederum ansteigenden Bergland, was an karstige Gebiete in Kroatien oder Wildwesthalbwüsten in Nordamerika erinnert.

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Am kaum merkbaren Zwischenpass Coll d’Arboç wartet ein für Motorbiker beliebtes Ausflugslokal, das bereits morgens erstaunlich gut besucht ist. Zwei Motorradfahrer laden mich spontan zum Kaffee ein, während ich etwas verloren mit dem Reiserad zwischen chromglänzenden Brummermaschine einen Stellplatz suchte. Die Steigungswerte zum Coll de Can Marçana verschärfen sich schleichend, ohne jedoch gehobenes Niveau zu erreichen. Bereits vor dem Pass hat man Terrassenblicke auf die Montserrat-Bergkulisse zum Greifen nah. Gut sichtbar auch, dass die folgende Route am Gebirgsrand als Höhenstraße verläuft und dabei meist ansteigt, teils aber auch mal wieder absinkt. Die Passhöhe als solche ist für die Route zum Kloster unerheblich, weil sie hinüber nach Süden oder Westen von dem Gebirge wegleitet. Der kostenpflichtige und betreute Parkplatz auf der Passrückseite ist zugleich überlaufen von Sonntagsausflüglern, die das Gebirge bewandern möchten. Die Wanderwege starten aber nicht nur hier, sondern teils auch von der Höhenstraße, dort aber mit vergleichsweise wenig Parkmöglichkeiten und mit steileren Stiegen in die Felsen.

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Von der Höhenroute hat man nun ständig wechselnde Perspektiven zwischen den fast handnahen Steinensembles und der unten liegenden Ebene an einer kühnen Abbruchkante, an der die Straße zuweilen schwindelerregend knapp vorbeistreift. Nebst einiger Picknick- oder Aussichtsnischen passiert man lediglich das fast ausgestorbene Dorf Marganell mit größerem Parkplatz, bis man zur Einmündung auf die Hauptanfahrtsstraße BV-1121 gelangt, die von Monistrol de Montserrat bzw. der Llobegrat-Talsohle her aufsteigt.

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Bis zum Kloster sind es nun noch knapp zwei Kilometer, jedoch reihen sich fast durchgehend Parkplätze aneinander, die über eine ihnen ungezieme grandiose Aussicht in die Talebene verfügen – hinweg bis zur Barcelona-Agglomeration. Das Gedränge an einem solchen Ausflugstag erinnert an berühmte Pilgerstätten wie Lourdes oder Santiago de Compostela. Längst nicht alle Gäste kommen an solchen Orten wegen der ausgestellten Heiligkeit – hier die Schwarze Madonna. Die Lage des Klostergeländes zwischen den Bergkegeln ist an sich schon einmalig und heilig genug. Zur Innenbesichtigung der Kathedrale und des Klosters gibt es unterschiedliche Tickets, wofür man Schlange stehen muss. Diesen Eingang findet man aber erst, wenn man die gesamte Außenanlage gequert hat, fast ein eigenes Bergdorf mit Hotel, mehreren Restaurants und Bistros, zahlreichen Verkaufsständen und Läden, die regionale Spezialitäten wie auch unvermeidbare Devotionalen verkaufen, mit Bäckerei und kleinem Supermarkt, WCs, einer Gartenanlage und einer Zahnradbahnstation, die in der Talebene per Umstieg von einer S-Bahn zwischen Barcelona und Manresa zu erreichen ist.

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Ich lerne noch ein nettes Radlerpaar aus Manresa kennen, die auch Radreisen machen, wie das Tourmalet-Trikot von ihm nahelegt. Die Talfahrt ist dann trotz dieses Hotspots problemlos. Das Llobgreat-Tal wechselt nun zwischen stimmungsvoller Flussidylle und Gewerbe- wie Industrieansiedlungen, schlichten Ortschaften sowie meist gelungen eingebunden Verkehrstrassen. Obwohl ich bereits hier das Montserrat-Gebirge schon längst in meinem Rücken liegen habe, taucht es noch bis zum nächsten Morgen nahe dem Coll de l‘Obac immer wieder im Panorama auf.

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Der Anstieg in das Obac-Gebirge erfolgt gleich am Ortsanfang von Castellbell zum kleineren, über dem Tal liegenden Ortsteil Vilar. Folgend ist die Strecke fast siedlungsleer bis zum Ort Rellinars mit bescheidener Infrastruktur. Zunächst überwiegen wieder rote Erde und Steinabbrüche, später schälen sich mächtige Kugelsteine in dumpfen Grautönen heraus, die sich wie alte Kriegsbunker in den Berghängen verteilen oder sie gänzlich gestalten. Eine zunächst ausgewiesene Quelle ist später nicht mehr ausgeschildert, sodass ich im Dunkeln schließlich den ganzen Pass auffahre, am Rande auch keine Rast möglich scheint. Die Passhöhe ebenso wenig einladend, biege ich eine Straße zu einem etwas seltsamen und offenbar wenig genutzten Kulturhaus ab, unter dem es verblüffend zahlreiche Schotterparkplätze gibt. Vom Casa Nova de l’Obac hat man schließlich eine weite Aussicht hinüber nach Montserrat.

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