Re: Alles fließt in die Rhone II: Alpes Savoie

Posted by: veloträumer

Re: Alles fließt in die Rhone II: Alpes Savoie - 12/11/23 06:52 PM

ALP-2023-AOC-01
Savoyer Voralpen IIIa: Chablais reloaded mit dem Südwestufer des Genfer Sees und kleinem Pässezickzack feat. Montée d’Ajon (Genève – Marignier)


Wir bleiben gleich bei der 2023er-Tour und schauen auf den Anfang der Reise, sodass wir 2022er-Tour gleich am Ende dieses Blocks nur ca. 10 km westlicher in Bonneville fortsetzen können. Reloaded bedeutet hier also meine persönliche Sicht zurück auf das Vorjahr, dir als Leserin und Leser wird die umgekehrte Folge helfen, das Chablais besser aufbauend kennenzulernen. Das hier beradelte westliche Chablais ist weniger alpin als der östliche Teil, weil es von Westen und Norden eher langsam ansteigt. Trotz der Anleihen an hügelige Mittelgebirgslandschaften gibt es auch herausfordernde Steigungen und hochalpine Kulissen wie etwa des Mont Blanc präsentieren. Das unzweifelhafte Highlight dieses Chablais-Teils ist die verträumte Hochebene Plaine-Joux, dessen Wiederbesuch ich mit der Auffahrt zum Montée d’Ajon nun krönte, eine Passhöhe, die nochmals aussichtsreicher über dem Plateau liegt.

[ von lh3.googleusercontent.com]

[ von lh3.googleusercontent.com]

(So 2.7.) Stuttgart-West – Stuttgart Hbf 6:17 h || per Bahn || 14:47 h Genf – Hermance – Yvoire – Sciez – Chavannex – Bons-en-Chablais – Col du Saxel (994 m) – Saxel Dorfende Berg
59 km | 880 Hm

Mein letzter Besuch von Genf lag nun auch wieder 18 Jahre zurück. Die Wahrzeichen wie Blumenuhr und Wasserfontäne fügen sich aber unverändert in eine nostalgische Promenadenatmosphäre mit Jungvolk, das eher die Party am See sucht. Irgendwie werden die historischen Kulissen immer gegensätzlicher zu dem Tun der zeitgenössischen Gesellschaft. Während die nostalgischen Sehnsüchte stets entfremdeter kultiviert werden, erschlagen wir die neuzeitliche Erlebenszeit in virtuellen Blendwerken und schnelllebiger, prestigebetonter Eventkultur. Doch ist das wahr? – Vielleicht gibt es auch immer mehr Seiten einer Medaille.

Ich schlängele mich etwas auf Uferwegen vorwärts, um ein paar Bilder einzufangen, wechsle aber bald auf Radweg und Straße. Jenseits von Genf weicht die Strecke mehr als erwartet von den Uferzonen ab, teils an schlichten Weizenfeldern vorbei. Der Verkehr ist doch eher gemäßigt, insbesondere nach der schweizerisch-französischen Grenze scheint die Zeit wieder verlorener und nicht mehr ganz so wichtig zu sein.

[ von lh3.googleusercontent.com]

[ von lh3.googleusercontent.com]

[ von lh3.googleusercontent.com]

[ von lh3.googleusercontent.com]

Das erste Reisehighlight ist das Seestädtchen Yvoire. Gewiss ein bisschen überlaufen, wandelt man durch charmante Pflastergassen, laden nette Restaurants und Bars zu Drinks Speisen oder einem Kaffee ein. Dazwischen buhlen Geschäfte von exklusiv bis kitschig um die schlendernden Touristen. Seeseitig verströmt das Schloss ein märchenhaftes Flair. Umso schlichter fällt der Col du Saxel aus, die Nordauffahrt begleitet überwiegend Mischwald ohne nennenswerte Besonderheiten. Die Passhöhe ist indes zugleich Ortschaft, die sich an noch fortsetzenden Höhenstraßen weithin zersiedelt hat.

[ von lh3.googleusercontent.com]

[ von lh3.googleusercontent.com]

[ von lh3.googleusercontent.com]

[ von lh3.googleusercontent.com]

[ von lh3.googleusercontent.com]

[ von lh3.googleusercontent.com]

[ von lh3.googleusercontent.com]

(Mo 3.7.) Saxel – Boëge – Burdignin – Village de l'Espérance/Les Zys (1000 m) – Habère-Lullin – Habère-Poche – Col des Moises (1123 m) – Orcier – Col du Feu (1117 m) – Lullin – Col des Arces (1171 m) – Habère-Poche – Villard – La Fully – (Plaine-Joux) – Col d'Ajon/(Montée d')Ajon (1408/1428 m)
63 km | 1985 Hm

Das Chablais zeigt im Westen eine Hügellandschaft, die weniger alpin wirkt, aber doch schon von Almwirtschaft ähnlich dem Allgäu geprägt ist. Touristen sind eher Franzosen, die typischerweise in Gîtes oder Ferienheimen weilen. Manche ausländischen Radler drehen hier auch ihre Runden, wohnen aber eher in Hotels oder auf Campings am Genfer See. Viele der kleinen Dörfer haben kaum Infrastruktur und für einen Einkauf muss man die wenigen Möglichkeiten nutzen. Zu diesen Orten gehört auch Boëge mit kleinem Supermarkt, wo man land- und bergtypisch für ganz Frankreich mit hohen Preisen im Sortiment zu kämpfen hat.

[ von lh3.googleusercontent.com]

[ von lh3.googleusercontent.com]

[ von lh3.googleusercontent.com]

[ von lh3.googleusercontent.com]

[ von lh3.googleusercontent.com]

[ von lh3.googleusercontent.com]

[ von lh3.googleusercontent.com]

Nehme ich die Passfolge dieses Tages, so steigern sich die Anforderungen von Pass zu Pass. Die Schönheitswertungen liegen alle über dem Col du Saxel, die entlegene Route zum Feriendorf Espérance hat einen besonders verwunschenen Charakter. Wie schon bemerkt, liegt der Höhepunkt am Ende des Tages auf dem Ajon, eigentlich ein Pass und Bergweiler, bei Rennradlern aber Sackgasse wegen Asphaltende und daher auch als „Montée d’Ajon“ bezeichnet. Dabei ist die Passauffahrt zunächst einmal gar nicht so besonders, sondern entfaltet seine Faszination erst bei Erreichen der Hochebene Plaine-Joux, die ich schon im Vorjahr schätzen lernte (vgl. nächstes Kapitel). Diesmal bleibe ich oberhalb von dem Almgasthof und nordischen Skisportzentrum auf dem Plateau. Der nochmal toppende Anstieg zum Col d’Ajon versprüht eine Magie, die ich kaum in Worte fassen möchte. Zu meinem Hochgefühl werde ich oben auch noch von einer Frauenpicknickgruppe bemuttert und erhalte ein kaltes Komplettmenü im Miniformat, obwohl ich selber ohnehin guten Proviant an Bord hatte. Einzig der kalte Wind dämpfte das Wohlgefühl ein wenig.

[ von lh3.googleusercontent.com]

[ von lh3.googleusercontent.com]

[ von lh3.googleusercontent.com]

(Di 4.7.) Ajon – (teils Piste) – Les Moulins – Onnion – St-Jeoire – Marignier – Marnaz – Mont-Saxonnex (980 m) – Gorges du Bronze (gesperrt wegen Baustelle, wieder retour) – Brison – Sommet d'Andey (1107 m) – St-Pierre-en-Faucegny – La Roche-sur-Foron – Col des Fleuries (920 m)
79 km | 1620 Hm

[ von lh3.googleusercontent.com]

[ von lh3.googleusercontent.com]

[ von lh3.googleusercontent.com]

War es abends schon dämmrig und der Blick nicht mehr so frei, so brillierte das Panorama am Sonnenmorgen umso mehr. Die angrenzende Schotterpiste ist sicherlich kaum rennradtauglich, aber doch noch recht gut mit jedem Trekkingrad usw. zu fahren. Ein bisschen rau, manchmal etwas viel loser Schotter, aber doch recht stabil insgesamt. Bis zum Asphaltanfang ist auch nicht so besonders weit. Die obere Passage ist zudem sehr blumenreich und damit sehr verschieden von der Gegenseite des Vortages. Dazu rücken offene Felsrippen vor allem in der Gorges du Risse weiter unten an die Straße. Auf der D26 kann ich es schneller laufen lassen, Onnion kannte ich schon vom Vorjahr, und auch St-Jeoire kreuzte ich mal auf einer anderen Alpentour. Gut hier um Proviant aufzustocken, da man bereits größere Supermärkte mit entsprechend besserem Angebot findet.

[ von lh3.googleusercontent.com]

[ von lh3.googleusercontent.com]

[ von lh3.googleusercontent.com]

[ von lh3.googleusercontent.com]

[ von lh3.googleusercontent.com]

[ von lh3.googleusercontent.com]

[ von lh3.googleusercontent.com]

[ von lh3.googleusercontent.com]