Argentinien-Bolivien-Chile 2023

Posted by: Britta

Argentinien-Bolivien-Chile 2023 - 10/21/23 06:23 PM

...oder: ein Plan und was draus wurde:

Dies ist der Bericht von unserer diesjährigen Südamerika-Tour – ein Ziel was schon sehr lange auf unserer Radfahr-Agenda stand. (Sorry, ist etwas länger geworden als geplant… peinlich träller ) Insbesondere der große Salzsee und die Hochebene Boliviens standen ganz oben auf meiner Reise-Wunschliste. Dieses Jahr haben sind wir dann endlich mal an die Planung gegangen. An dieser Stelle ganz herzlichen Dank an Radelli, Sopaipilla, Panta rhei und JohnnyW, die mit vielen guten und hilfreichen Tipps geholfen haben aus der diffusen Idee „irgendwas im bolivianischen Hochland“ eine konkrete Streckenplanung zu kreieren. Gesetzt waren ein Zeitrahmen von 5 Wochen, der Salar de Uyuni und ja, von der Lagunenroute im Südwesten Boliviens hat man auch viel Reizvolles gehört. Heraus kam diese Route:
Planung
Start in Salta in Nordargentinien, um dann zunächst recht moderat auf die Höhe von rund 4000m zu klettern und über Chile von Süden auf die Lagunenroute zu fahren. Von dort auf den Salar de Uyuni und weiter wieder nach Chile um dort noch die Nationalparks Isluga, Vicunas und Lauca zu queren. Hierfür hatte ich auf bikepacking.com eine schöne Streckenbeschreibung gefunden. Und dann schließlich von Putre 3700 Höhenmeter nach Arica im Norden Chiles abzufahren. Mit einer Länge von knapp 1600 km, den zu erwartenden Straßenverhältnissen und Höhenlagen erschien uns das für uns zwar ambitioniert, aber doch machbar. Ambitioniert auch deshalb, weil zumindest ich in den letzten Monaten vor der Reise aufgrund eines langsam verheilten Bänderrisses wenig Rad gefahren war.
Um es vorwegzunehmen: erstens kommt es meist anders und zweitens als man denkt. Gefahren sind wir dann letztlich eine etwas angepasste Strecke – in etwa so:
gefahrene Strecke

Die Räder:
Bis sehr kurz vor der Reise konnten wir uns auch nicht wirklich entscheiden, mit welchen Rädern wir fahren. Ich hatte vor mehreren Jahren mal von Bernd einen Fatbike-Rahmen geschenkt bekommen der immer noch auf den Aufbau wartete – eigentlich genau für diese Reise. Und Bernd hatte sich in der Corona-Zeit ein 29-„Monster-Crosser“ aufgebaut, der bisher auch nur auf Brandenburger Sand ausgeführt wurde.
Nun – irgendwie war der Urlaubsstart dann plötzlich sehr schnell da und der Fatbike-Rahmen immer noch nur ein Rahmen. träller Und da die Zeit in den letzten Wochen vor der Reise ziemlich voll gepackt war, blieb er erstmal weiter nur ein Rahmen und mein bewährtes Thorn bekam die breitmöglichsten Reifen aufgezogen, die möglich waren.
Auch Bernd setzte letztlich wieder auf sein bewährtes „Pferd“, das gelbe MTB, das ihn unter anderem auch durch die Mongolei, Kirgistan oder Namibia getragen hat – schlicht aus dem Grund, weil wir dann Schläuche und Ersatzmantel nur in einer Größe mitnehmen müssen.

Teil 1: Argentinien, 14 Tage, 409 km

Hin fliegen wir mit Lufthansa über Frankfurt nach Buenos Aires und dann weiter mit Aerolineas Argentinas nach Salta. Beim Check-in in Berlin haben wir einen Herrn am Schalter sitzen, der anscheinend noch nicht oft Fahrräder abgefertigt hat. Bei den angezeigten Zusatzkosten fällt er jedenfalls fast aus seinem Stuhl: „Waaas, kann das sein dass das so teuer ist? Moment mal, vielleicht wird das billiger wenn ich das Gewicht niedriger mache…“ – Er tippt wild an seinem Computer rum – „Oh, das ist ja komisch – jetzt ist die Bezahlaufforderung weg! Weiß ich auch nicht, was ich da jetzt gemacht habe. Aber die Räder sind noch gebucht. Also wenn ihnen das recht ist, dann müssen Sie jetzt gar nichts bezahlen!“ Was sollen wir sagen? Ja, ist uns durchaus recht! Wir nehmen unsere Bordkarten entgegen, bringen die Räder zur Gepäckabgabe und los geht’s! Für den Inlandsflug in Argentinien wird uns übrigens auch keine Gebühr berechnet. Dafür müssen wir die Rad-Kartons noch etwas schrumpfen, weil der „Sperrgepäck-Scanner“ am Flughafen in Buenos Aires eine wirklich putzige Größe hat.
In Salta angekommen nehmen wir alles – Räder und Gepäck – heil in Empfang, schrauben die Räder zusammen und radeln zum Hotel, das wir für die ersten 2 Nächte vorab gebucht haben.
Das geht sogar zunächst auf schönem straßenbegleitendem Radweg. Da ich mir aber Sorgen gemacht hatte, der Stadtverkehr könnte uns übernächtigt und müde überfordern, hab ich eine landschaftlich etwas rustikalere Strecke abseits der Straße getrackt.

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Ich gebe zu, das war mehr als unnötig – der sowieso nicht sehr umfangreiche Verkehr war bis wir die Räder aufgebaut hatten komplett vom Flughafen-Zubringer verschwunden. Soviele Flugzeuge landen in Salta nun auch nicht…Egal, so konnten wir schon auf den ersten 12 km streunende Hunde, Sandpisten und Schotterstrecken kennen lernen. träller
Den ersten Tag verbringen wir in Salta mit ein bisschen Sightseeing und Orientierung.

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Blick aus der Seilbahn

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Radweg wirr

Orientierung vor allem auch hinsichtlich Bargeldbeschaffung, die aufgrund der horrenden Inflation in Argentinien ein echtes Thema ist. In Saltas Zentrum gibt es keine offiziellen Wechselstuben, gewechselt wird bei einem der zahlreichen Händler am zentralen Platz – unter den Augen der direkt daneben stehenden Polizisten. Geldautomat ist gar keine Alternative. Hier ist offensichtlich grade mal Geld angekommen – die Schlange zieht sich den ganzen Häuserblock entlang.

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Auf der Suche nach Reinbenzin für den Kocher werden wir zwar nicht fündig, aber können stattdessen in einem Laden für Angel und Campingbedarf 2 Gaskartuschen erstehen. Noch besser - das ist uns wenn möglich eh lieber, weil es sich beim Kochen in der Apsis leichter handhaben lässt. Am nächsten Tag verlassen wir die Stadt in Richtung Norden. Ich hatte bei der Planung wie gesagt Sorge, dass der Verkehr auf den argentinischen Straßen uns überfordern könnte und daher gurken wir zunächst mal über etwas abwegige Pisten.

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Was auch dazu führt dass wir ein Farmgelände querend von ca. 10 Hunden verbellt werden und den verblüfften Haltern mit Händen und Füssen versuchen zu erklären, warum wir denn ausgerechnet da herfahren.

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Irgendwann sind wir das Gerumpel allerdings leid und orientieren uns doch zur parallel verlaufenden RN9 die entgegen unseren Erwartungen völlig leer ist. Eine gute Entscheidung, denn es folgt eine echt coole lange Abfahrt durch einen satt-grünen Regenwald (oh, was werden wir diese Grün noch vermissen!!!)

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Nach ein bisschen Auf und Ab erreichen wir gegen fünf Uhr am Nachmittag den städtischen Campingplatz von El Carmen. Es gibt Tische und Bänke, Strom, WLAN für umgerechnet 1€ pro Person – einzig die Sanitäranlagen sind etwas naja - schlicht. Wir sind die einzigen Gäste

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Am nächsten Morgen geht es weiter in Richtung San Salvador de Jujuy. Hier ist jetzt recht viel Verkehr unterwegs. In SS de Jujuy wird die RN9 dann zeitweise zur Autobahn, wo wir dann auf die parallel verlaufenden Nebenstraßen ausweichen die mit einem steten Auf und Ab allerdings deutlich mehr Höhenmeter sammeln als die Hauptstraße. Mit Ende der Autobahn und dem Schwenk zurück auf die RN 9 geht das „Auf und Ab“ dann in ein konstantes „Auf“ über. Und hier zeigte sich mal wieder das bei mir besonders ausgeprägte Missverhältnis von „Ich plane“ und „Ich fahre“ eine Strecke. Was bei der Planung eigentlich gut machbar aussah, treibt mich hier fast in die Verzweiflung. Das Foto, das Bernd von mir bei einer Pause aufgenommen hatte und das das illustrieren könnte, hab ich schon unterwegs wieder von der Kamera gelöscht. träller Nur so viel: Ich hab echt geflucht und Bernd radelte fröhlich voran und fand alles halb so schlimm. Sieht ja im Prinzip auch schön und gar nicht schlimm aus:

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Eigentlich hatten wir vor, bis Purmamarca zu kommen, aber bei meinem Tempo (böse Zungen sprachen von Schildkröten… bäh ) war das aussichtslos. Wir machen noch Pause an einem netten kleinen Lokal und uns dann auf die Suche nach einem Zeltplatz.
Wir passieren noch den Ort Volcan und schlagen dann kurz vor Tumbaya am Flussufer unser Zelt auf.

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Am nächsten Tag bekommen wir eine erste Ahnung davon was der Wind hier kann. Eigentlich liegen vor uns nur noch rund 20km bis Purmamarca, aber schon als wir wach werden ist es sehr windig und der Wind bläst aus Norden. Sehr langsam kurbeln wir weiter und machen immer wieder Pause am Straßenrand.

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Interessant ist, dass parallel zur Straße hier eine Bahnlinie ausgebaut wird. Immer wieder treffen wir auf Bauarbeiten und in den Orten entlang der Strecke wurden riesige neue Bahnhofsanlagen und –Gebäude gleich neben den alten Einrichtungen errichtet.

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Gegen Mittag haben wir den Ort erreicht – ein unglaublich touristisches Dorf und wir wundern uns, wo plötzlich all die Menschen herkommen.

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Wir machen erstmal ausgiebig Pause und beschließen dann, obwohl es noch früh am Tag ist erst morgen weiter zu fahren. Wir finden ein nettes Zimmer für rund 15 Euro, duschen ausgiebig, waschen Wäsche und dösen ein bisschen rum Als wir am Abend nochmal in den Ort gehen merken wir, dass der Ort offensichtlich eher auf die Tagesgäste eingerichtet ist. Viele der Restaurants haben geschlossen und es sind nur noch wenige Menschen unterwegs. Sehr skurril.
Vor uns liegen nun knapp 2000 Höhenmeter verteilt auf rund 35 km Strecke – eine ansehnliche Rampe! Bernd hat schlecht geschlafen und hat leichte Rückenschmerzen. So kommen wir nicht wirklich früh los und es ist 10 Uhr, als wir endlich starten. Viel gibt’s auch nicht zu sagen: es geht bergauf. Mit zunehmend spektakulärer Aussicht. Der Verkehr ist erträglich, die LKW sind auch nicht so viel schneller als wir unterwegs. (Naja, stimmt nicht ganz… peinlich )

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Zwei Dinge allerdings bremsen uns zusätzlich zunehmend aus. Der Wind und die Höhe. Der am Anfang des Tages noch leichte Gegenwind verstärkt sich immer mehr und auch die zunehmende Höhe merken wir mit jedem Meter mehr. Eine Weile kommen wir noch mit rund 4-6 km/h vom Fleck, irgendwann macht der Wind dann selbst beim Schieben Probleme. Wir beschließen, es bei der erreichten Höhe von 3400 m zu belassen und bauen das Zelt am Straßenrand auf.

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Die Nacht ist vorsichtig formuliert nicht sehr erholsam. Im Minutentakt donnern die LKW vorbei und der Wind zerrt bis in den frühen Morgen am Zelt. Dazu kommt, dass Bernds Rückenschmerzen schlimmer geworden sind und er sich kaum bewegen kann. Wir brechen auf, schieben ein paar Meter die Straße entlang, merken aber schnell, dass wir so nicht wirklich weiterkommen. Wir überlegen kurz, was wir am besten tun: zurückrollen nach Purmamarca um dort vielleicht zu einem Arzt zu komme oder auf Besserung zu hoffen, ein Auto anzuhalten und uns in unsere Reiserichtung bis zum nächsten Ort mitnehmen zu lassen. Da wir die gestern hart erarbeiteten Höhenmeter nicht so schnell aufgeben wollen entscheiden wir uns für letztere Lösung.
Daumen raus, und schon nach wenigen Minuten hält ein supernetter LKW-Fahrer, wo wir die Räder aufladen können und der uns bis Salinas Grandes, dem Salzsee mitnehmen kann.

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Es ist das erste Mal wo wir wirklich bedauern, kein spanisch gelernt zu haben. Klar, ohne Spanischkenntnisse verhungert man nicht und auch knifflige Situationen lassen sich inzwischen gut mit Übersetzungs-Apps lösen, aber die Plauderei auf der Fahrt wäre mit Sprachkenntnissen sicherlich viel schöner gewesen.
Am Salzsee lässt er uns raus, drückt Bernd noch seine Schmerztabletten in die Hand und wünscht uns gute Fahr. Und ja, die Schmerztabletten wirken wirklich. Wir schauen uns noch ein bisschen die Stände an diesem Touristenziel an und rollen dann auf ebener Fläche ohne Wind weiter.

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Die Landschaft weckt bei uns durchaus Erinnerungen an Namibia, diese endlose Weite, ein paar Tiere, Berge im Hintergrund und eine schnurgrade Straße.

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Wir legen noch knapp 60 km zurück bevor wir wieder unser Zelt aufbauen. Wir hatten gehofft, noch das noch 25 km entfernte Susques erreichen zu können, aber dazwischen liegen doch noch ein paar Höhenmeter, die vor allem ich mir für heute nicht mehr zutraue.

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Leider hat sich Bernds Rücken über Nacht nicht erholt. Er hat immer noch Schmerzen und ist erst wieder einsatzfähig, als die Schmerzmittel ihre Wirkung entfalten. Über die restlichen Kilometer geht es mit viel Auf und weniger Ab auf einsamer Straße weiter.

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Als wir Susques gegen Mittag erreichen ist Bernd ziemlich geschafft – zu den Rückenschmerzen gesellt sich jetzt auch eine sich anbahnende Erkältung. Er will nur noch ins Bett. Bloß das müssen wir erstmal finden. Von den 3 Hotels im Ort hat eins geschlossen, eins ist ausgebucht und das dritte akzeptiert weder Kreditkarten noch Dollarzahlung. Leider sind allerdings unsere argentinischen Bargeldreserven fast aufgebraucht. Ich laufe durch den ganzen Ort hin und her um jemanden zu finden, der mir ein paar Dollar tauscht – es gibt aber leider niemanden. Hm, Plan B: An die Straße stellen und eine Mitfahrgelegenheit nach Purmamarca suchen. Wie ich schon schrieb, die Straße ist einsam – es kommt stundenlang überhaupt kein Auto oder LKW. Ok, Plan C: 4 km außerhalb des Ortes soll es noch ein weiteres Hotel geben. Bernd bleibt an der Straße sitzen, falls vielleicht doch noch eine Mitfahrgelegenheit kommt, ich mach mich auf den Weg zum Hotel Pastos Chicos. Und ja, sie haben ein Zimmer und ja, ich kann mit Karte bezahlen. Hurra! lach Bernd kommt nach und plumpst mehr oder weniger wortlos ins Bett.

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Auch hier im Hotel sagt man mir, dass sie mir leider keine Dollar tauschen können. Einfacher Grund: es gibt kein Bargeld. Der Wirt verspricht mir, bei der Kundschaft mal nachzufragen, ob sich jemand findet, aber er sagt, im Ort ist das Bargeld so knapp dass deswegen keiner wechseln könne. Im Moment ist es egal. Hier können wir alles mit Karte bezahlen und wir buchen gleich für 2 Nächte. Am nächsten Tag merk dann auch ich das erste Kratzen im Hals.
Bernds Rücken will auch nicht besser werden, allein morgens aufzustehen ist ein Kunststück. Beim Anblick seiner kränklichen Gäste schlägt uns der Wirt vor, dass sein Chef, der am nächsten Tag aus San Salvador de Jujuy vorbeikäme uns dort am Abend sicher mit hinnehmen könnte. Da könnte Bernd dann zum Arzt und wir hätten eine bessere medizinische Versorgung als hier im Hochland. Gesagt getan! Am nächsten Abend laden wir unsere Räder auf den Pickup des Hotelbesitzers und rollen all die Höhenmeter wieder abwärts nach SS de Jujuy. weinend

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Er setzt uns an dem von uns inzwischen online gebuchten Appartement ab und gibt uns noch seine Telefonnummer falls wir in den nächsten Tagen noch Hilfe benötigen sollten. Wirklich supernett!

Am nächsten Tag ist auch meine Erkältung voll da. Viel Programm gibt’s eh nicht. Als erstes geht es wegen Bernds Rücken ins Krankenhaus. (Es gibt ja einen Forumskollegen hier, der fest davon überzeugt ist, wir planten die Veröffentlichung eines Buches „Die schönsten Notaufnahmen der Welt“ Das ist nicht korrekt, trotzdem hier mal ein Bild cool )

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Die Verständigung ist etwas holprig, dank der modernen Technik aber so leidlich möglich – ok, etwas Phantasie bedarf es auch. So ist die Übersetzung der Auskunft gleich am Eingang: „Dieses Kriegskrankenhaus hat keine Wache.“ – Hmmm?! Im weiteren Verlauf klappt es etwas besser, da heißt es dann zum Beispiel für die Eingabe des Krankenhauspersonals: „esperemos aqui sentados que ye viene la doctora a tenerlo“ vor: „wir hoffen, dass Sie sich hinsetzen, dass der Arzt es kam, um es zu haben“ und wir interpretieren es als „ Bitte warten Sie hier bis der Arzt kommt“. So geht das eine Weile hin und her, und nach 2 Stunden Wartezeit bekommt Bernd eine Schmerzspritze und neue Schmerzmittel verschrieben. Wir tätigen noch einen Großeinkauf in der Apotheke, denn die letzten Tage haben unsere Reiseapotheke schon erheblich reduziert. Dank Spritze ist Bernd auch wieder mobiler und wir spazieren noch ein bisschen durch die Stadt.
Jujuy gefällt uns ausgesprochen gut: mit schönen Ecken und deutlich weniger trubelig als Salta.

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Warenanlieferung eines Restaurants in SS de Jujuy

Um unsere Erkältung etwas auszukurieren bleiben wir 3 Nächte in unserer kleinen Ferienwohnung und verbummeln die Tage damit, ein bisschen zu lesen, in der Stadt rumzuspazieren und unsere Reise umzuplanen. Mit der Erkältung in den Knochen erscheint uns die Lagunenroute überhaupt nicht mehr machbar. Bernd hat einen heftigen Husten und die krasse Höhe gleich zu Anfang und die Schiebepassagen sind einfach unrealistisch. Als Alternative entscheiden wir uns dafür mit dem Bus Richtung bolivianische Grenze vorzufahren und dann über Asphalt direkt nach Bolivien einzureisen. Sicher nicht die spektakulärste Strecke, aber für uns die im Moment am wahrscheinlichsten machbare.

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Mit dem Bus geht es nach Abra Pampa, etwa 80 km südlich der bolivianischen Grenze.

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Beim Blick auf die Karte war uns eine Piste aufgefallen, die westlich der RN9 um die Laguna de Pozuelo führt. Wenn schon keine Lagunenroute, dann wäre vielleicht doch dieser kleine Umweg möglich. Wir erreichen Abra Pampa spät am Abend weil der Bus schon mit reichlicher Verspätung losgefahren ist und kurz vorm Zielort dann noch eine Weile in einer der Straßensperren festhängt, mit der die indigene Bevölkerung gegen die Reformen und den geplanten Lithium-Abbau in der Grenzregion Argentinien/Bolivien/Chile protestiert. .
therealnews.com
bbc.com
Wir nehmen ein Zimmer in einem Hotel, das die besten Zeiten lange – sehr lange- hinter sich gelassen hat und fallen müde ins Bett.

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Am nächsten Morgen verlassen wir kurz hinter dem Ort die Straße und biegen auf die RN7 ab. Die Piste ist so leidlich gut zu fahren. Ein Gemisch aus Waschbrett und Sand mit leichter Steigung.

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Um ehrlich zu sein ist es sehr mühsam. Am Mittag sind wir so erschöpft, dass wir, um aus der Sonne rauszukommen das Zelt aufbauen und erstmal für 2 Stunden einschlafen.

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Wir merken: Fit ist anders – wir sind doch noch ziemlich angeschlagen. Bernd hustet sich zeitweise die Seele aus dem Leib und ich komm kaum noch vom Fleck. Was nun? Wir sind hin und hergerissen: Eigentlich möchten wir wirklich gerne zu diesem See fahren, aber vor uns liegen noch über 100 km Piste, davon mindestens die nächsten 10 km bergauf. Mitfahrgelegenheiten gibt’s nicht, Autos haben wir kaum gesehen. In unserem aktuellen Zustand könnten wir heute vielleicht noch 4 oder 6 oder 8 km schaffen? Wäre es nicht viel vernünftiger zurück zur Straße zu fahren und dort über Asphalt weiter? Klar wäre das vernünftiger aber wir wollen ja zu dem See! Ich glaube wir machen drei Anläufe die Piste weiterzufahren. Wir brechen ab, rollen ein paar Meter zurück, drehen wieder um, Hin und Her - bis wir uns entscheiden können abzubrechen. Wir sind einfach zu schlapp. Zurück brauchen wir einen Bruchteil der Zeit und schlagen bevor wir die Straße erreichen das Zelt auf.

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gleich geht's weiter...